„Maria stand auf und machte sich eilig auf den Weg.“ Unser Weltjugendtag in Portugal
Dieser Satz hat (in den unterschiedlichsten Sprachen) unzählige Jugendliche und junge Erwachsene aus der ganzen Welt während des Weltjugendtages in Lissabon diesen Sommer begleitet. Zusammen mit 57 Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem Bistum Essen machten wir uns auf den Weg nach Portugal.
Unsere erste Station brachte uns nach Aveiro in den Norden Portugals zu den Tagen der Begegnung. Alle wurden unfassbar herzlich von ihren Gastfamilien aufgenommen, eine ganze Woche lang betreut und mit einer Menge wundervollem Essen versorgt. Unser persönliches Highlight war das selbstgemachte Eis unserer Gasteltern, welches nur aus portugiesischen sonnengeküssten Erdbeeren und ein wenig Zucker und Sahne bestand. Einfach köstlich. In Aveiro erlebten wir in und mit der Gemeinde eine einzigartige Zeit. Zusammen mit uns war eine Gruppe aus Chile in der Gemeinde untergebracht. Die Jugendlichen der Gemeinde vor Ort zeigten uns ihre wundervolle kleine Stadt, welche von Kanälen durchzogen ist. Wir sahen hübsche Museen, picknickten zusammen in einem Park, feierten gemeinsam eine Vigil in der Kathedrale, machten eine Fahrt in Gondeln über die Kanäle, ließen uns zeigen wie typische köstliche, aber sehr süße Süßigkeiten (ovos moles) hergestellt werden und probierten es selbst aus, fuhren an den Strand, feierten eine Messe unter freiem Himmel mit allen Gastfamilien mit anschließendem riesigem umwerfend köstlichem selbstgemachten Buffet, tanzten bei einem Fest der Kulturen bis in die Nacht hinein und feierten am Kanal eine große gemeinsame Aussendungsmesse, bei der die Zelebranten mit einer Gondel angefahren kamen.
Dann ging es weiter nach Lissabon. Dort war die Zeit der Gastfamilien vorbei und alle packten ihre Luftmatratzen in einer Grundschule aus. Wir feierten mit Menschen aus aller Welt einen Eröffnungsgottesdienst. Wer Angst vor Menschenmassen hat und keine Lust auf Anstehen, wäre hier, wie bei allen großen Veranstaltungen des WJT, definitiv falsch gewesen. Zum Teil warteten wir eine lange Zeit bis wir auf ein Gelände gelangten, weil der Andrang so groß war. Doch hier machte sogar das Warten Spaß. Die Zugangsstraßen waren voll von jungen Menschen aus aller Welt. Verschiedene Flaggen wehten über unseren Köpfen und immer wieder wurden Lieder angestimmt.
Einen Tag später trafen wir uns mit Soldat:innen aus Deutschland und feierten mit unserem Bischof Franz-Josef Overbeck eine eigene Messe. Als gut eingespielte Messdienerinnen der Ruhrhalbinsel dienten wir auch hier in Portugal (allerdings nur in unseren WJT T-Shirts) und genossen den Ventilator im Altarraum. Anschließend trafen wir uns mit dem Bischof und er stellte sich allen neugierigen Fragen. Diese persönliche Begegnung war besonders für die jüngeren Mitreisenden, welche Bischof Overbeck bisher nicht persönlich kannten, spannend. Sie ließen sich Postkarten für ihre Großeltern signieren, als sei der Bischof ein Popstar. Offensichtlich hat er einen guten Eindruck bei den Jugendlichen hinterlassen. Einen Tag später trafen wir uns erneut mit den Soldat:innen und dem Bischof in einem Restaurant direkt am Meer. Zum ersten Mal seit unserer Ankunft in Lissabon saßen wir an Tischen mit weißen Tischdecken, Wasser- und Weingläsern und wurden bedient. Das war eine willkommene Abwechslung zum sonstigen Weltjugendtagsalltag. Denn in diesem standen wir manchmal eine Stunde oder länger in der sengenden Hitze für unser Mittag- oder Abendessen an und schützten uns vor der Sonne mit einer Deutschlandflagge, wobei wir uns abwechselnd darunter in den Schatten stellten und noch mehr Sonnencreme auftrugen. Sonnencreme, Kappe, eine volle Wasserflasche und unsere WJT Ausweise waren unsere ständigen Begleiter. Neben allen Veranstaltungen hatten wir auch genug Zeit das wundervolle, direkt am Meer gelegene, Lissabon mit seinen Gassen und Läden zu erkunden und den angenehmen Trubel dort zu genießen und typische Köstlichkeiten wie pasteles de nata zu probieren.
Zum Abschlussgottesdienst auf einem großen staubigen Feld fuhren wir mit dem Bus von unserer Unterkunft los und liefen die restlichen Kilometer zu Fuß, wobei wir uns noch je einen Essensbeutel (ja, ein ganzer Jutebeutel voll) für den Abend und das Frühstück abholten. Auf dem Feld breiteten wir dicht an dicht unsere Luftmatratzen aus und verfolgten auf einer großen Leinwand die Vigilfeier, wobei wir die englische Übersetzung über unsere kleinen Radios hörten. Die Nacht war lau im Gegensatz zum überhitzen Tag und so schliefen die meisten gut; solange niemand mitten in der Nacht zwischen unseren Matratzen herumlief. Am Morgen wurden wir noch vor dem Morgengrauen von einem Priester am DJ Pult geweckt, der Technomusik spielte. Verschlafen schauten wir in den rosa Sonnenaufgang während um uns herum die ersten tanzten oder schon ihre Sachen zusammenpackten. Am Vormittag feierten wir dann die letzte gemeinsame Messe mit Papst Franziskus, den wir nur über die Leinwand sahen. Zum Abschluss tanzten wir ein letztes Mal gemeinsam zum Lied des Weltjugendtages „Aus der ganzen Welt kommen wir herbei, gefahren, geflogen, so kommen wir an... Allewerden unsere Stimme hören, wir heben die Hände, wir eilen herbei. Jesus lebt, er lässt uns nicht allein. Die Liebe herrscht in Ewigkeit.“ Das ist die Melodie, die jede:r als ständigen Ohrwurm mit nach Deutschland nimmt. Da machte sich (wie schon öfter in diesen Tagen) das gute Gefühl in uns breit, dass wir dazugehörten; dass jede:r hier dazugehört. Alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen um uns herum verband der katholische Glaube. Dieses Wissen gibt auch im deutschen Alltag die Kraft den Glauben nach außen zu tragen. Ich bin nicht allein als junge, gläubige und engagierte Katholikin auf dieser Welt; auch wenn es sich hier manchmal so anfühlt. Ein Aufeinandertreffen von Menschen, die an die gleiche Sache glauben, bestärkt im Glauben bis in den Alltag hinein. Und wer weiß, vielleicht erklingt das Lied ja auch beim nächsten Weltjugendtag 2027 in Südkorea und wir schwelgen in Erinnerungen und schaffen gleichzeitig neue.