Aus dem Propheten Jeremia, Jer 31,31-34
Der neue Bund
31 Siehe, Tage kommen - Spruch des HERRN - , da schließe ich mit dem Haus Israel und dem Haus Juda einen neuen Bund. 32 Er ist nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe an dem Tag, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen. Diesen meinen Bund haben sie gebrochen, obwohl ich ihr Gebieter war - Spruch des HERRN. 33 Sondern so wird der Bund sein, den ich nach diesen Tagen mit dem Haus Israel schließe - Spruch des HERRN: Ich habe meine Weisung in ihre Mitte gegeben und werde sie auf ihr Herz schreiben. Ich werde ihnen Gott sein und sie werden mir Volk sein. 34 Keiner wird mehr den andern belehren, man wird nicht zueinander sagen: Erkennt den HERRN!, denn sie alle, vom Kleinsten bis zum Größten, werden mich erkennen - Spruch des HERRN. Denn ich vergebe ihre Schuld, an ihre Sünde denke ich nicht mehr.
„Ihr seid Diebe, Mörder, Ehebrecher und Meineidige. Ihr opfert dem Baal und lauft fremden Göttern nach, die ihr nicht kennt.“ (Jer 7,9) Der Prophet Jeremia reiht Vorwurf an Vorwurf. Den Menschen gehe es nur noch um Gewinn und Profit. „Denn sie gieren alle, Klein und Groß, nach unrechtem Gewinn, und Propheten und Priester gehen alle mit Lüge um“ (Jer 6,13) Jeremia geißelt sexuelle Unmoral, die ich mich hier nicht traue zu zitieren, er schimpft gegen Unrecht und Ungerechtigkeit. „Selbst am Saum deiner Kleider fand sich das Blut von Armen, von Unschuldigen, die du nicht etwa beim Einbruch ertappt hast.“ (Jer 2,34)
Alles mündet in die rhetorische Frage: „Wie sollte ich dir da verzeihen?“ (Jer 5,7)
Was ist aus dem Volk Gottes geworden? Der Exodus, als Gott sein Volk bei der Hand genommen und durch die Wüste geführt hatte, liegt lange zurück. Damals schloss der HERR einen Bund mit Israel, und mit den 10 Geboten vom Sinai gab er eine Orientierung für das Leben in Freiheit. Jetzt aber orientiert man sich an Gewinn und Eigennutz. Die Menschen haben sich weit von Gott entfernt. „Wie sollte ich dir da verzeihen?“ (Jer 5,7)
Kann Gott auf so viel Untreue mit Verzeihen antworten? Gott will Israel nicht verlieren. Weil er sein Volk liebt, sucht einen anderen Weg und sammelt es neu, indem er sich jedem Herzen einzeln zuwendet. Nicht mehr auf Steintafeln soll sein Gesetz geschrieben stehen, sondern auf dem Herzen eines jeden Menschen. Tief im Innern soll es gleichsam zum Genpool des Lebens gehören. Der Neue Bund von Herz zu Herz.
Gott meldet sich neu in den Herzen der Menschen. Von jetzt an brauchen sie keine Unterweisung mehr durch die religiösen und weltlichen Eliten, die Priester, Propheten und Hirten. Das sind die Führer des Volkes, die es nicht geschafft haben, die Erinnerung an Gott wach zu halten. „Keiner wird mehr den andern belehren, man wird nicht zueinander sagen: Erkennt den HERRN!, denn sie alle, vom Kleinsten bis zum Größten, werden mich erkennen - Spruch des HERRN.“ (Jer 31,34) Klein und Groß das gilt sowohl für den gesellschaftlichen Status als auch für das Alter.
„Wie sollte ich dir da verzeihen?“ (Jer 5,7) Gott kann nicht anders als zu verzeihen und zu versöhnen. „Ich verzeihe ihnen die Schuld, an ihre Sünden denke ich nicht mehr!“ (Jer 31, 34) „Ich werde ihnen Gott sein und sie werden mir Volk sein.“ (Jer 31,33)
Im Abendmahlssaal greift Jesus dieses Wort vom Neuen Bund auf: „Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, tut dies zu meinem Gedächtnis!“ (Lk 22,20) Das geteilte Brot, das geteilte Leben, der geteilte Tod ist die Mitteilung Gottes in unsere Herzen. Hier und jetzt.
Der Bund, den Gott über den Propheten Jeremia ankündigt, ist kein Bund für einen Tag irgendwann einmal in weiter Ferne. Er ist keine Vertröstung auf ein „später einmal“. Er wird geschlossen, wo Menschen sich Gott anschließen und in Übereinstimmung mit seinem guten Willen leben. In der Verbundenheit mit Gott ereignet sich die Verheißung immer neu hier und jetzt. Das Aufsehen erregende an dieser Verheißung ist, dass die Erkenntnis unmittelbar zwischen Gott und Mensch geschieht ohne eine Vermittlung durch weise Lehrer und Priester. Gott und Mensch in direktem Dialog einander zugewandt. Du und ich.
Das Wort aus dem Buch des Propheten trifft uns zu einer Zeit, da die Leitenden in unserer Kirche in der Kritik stehen, mehr auf ihren Status als auf die Vermittlung des Glaubens bedacht zu sein.
In der 7. These der Initiative Maria 2.0, mit der sie ihre Kritik an der Kirche öffentlich gemacht hat und eine Reform anstoßen will, heißt es: „Denn die Kirchenleitung hat ihre Glaubwürdigkeit verspielt. Sie schafft es nicht, sich überzeugend Gehör zu verschaffen und sich im Sinne des Evangeliums für eine gerechte Welt einzusetzen.“
Beim jetzt veröffentlichten Gutachten „über den Umgang mit sexualisiertet Gewalt von Priestern an Kindern im Erzbistum Köln“ kam zutage, dass hohe Würdenträger im Zusammenhang mit diesen Verbrechen nicht davor zurückgeschreckt haben, öffentliche die Unwahrheit zu sagen. „Nichts geahnt! Nichts geahnt!“ (Joachim Kardinal Meißner/ DLF März 2015/ Zeitzeugen im Gespräch)
Und da aller guten Dinge drei sind, gibt es im Moment eine heftige Diskussion um ein Schreiben der Glaubenskongregation, – den obersten Glaubenswächtern der katholischen Kirche - zum Thema „Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften“. Dort heißt es, dass die katholische Kirche dazu keine Vollmacht habe. Die Segnung der Paare war Thema beim Synodalen Weg. Anscheinend hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, eine Anfrage nach Rom gesandt: „Dürfen wir das?“ Da sage ich: „Wer fragt, bekommt eine Antwort.“ Und die kam dann ja auch.
„Auf DAS vorgelegte DUBIUM (Zweifel): Hat die Kirche die Vollmacht, Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts zu segnen? WIRD GEANTWORTET: Nein“
(http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/documents/rc_con_cfaith_doc_20210222_responsum-dubium-unioni_ge.html)
Ich frage mich: wie ernst nimmt ein Bischof den geistlichen Prozess auf dem Synodalen Weg? Weil auch wir die Erkenntnis Gottes haben, müssen wir miteinander reden und diskutieren, wo es notwendig ist auch widersprechen und wo es notwendig ist, uns gegenseitig unterstützen.
In einer Reaktion auf da o. g. Schreiben bringt es der Bischof der Diözese Antwerpen/ Belgien, Johann Bonny, so auf den Punkt: "Wenn wir Belgier wütend sind, dann, weil wir wissen, dass es einen möglichen Mittelweg (in der Frage der Segnung gleichgeschlechtlicher Beziehungen) gibt." Ein "einvernehmlicher synodaler Weg" setze aber voraus, "dass jeder sprechen kann und wir einen Konsens suchen". (katholisch.de)
Dazu muss man aber ernst nehmen, dass der Geist Gottes in jedem von uns wirkt und spricht und nicht nur zur Glaubenskongregation. Beim Propheten haben wir gelesen: „Keiner wird mehr den anderen belehren!“ (Jer 31, 34) Und für den Neuen Bund steht Jesus mit seinem Blut. (Lk 22,20)
Gott hat sein Gebot auf dein Herz geschrieben, sei stark, fasse dir dieses Herz und lebe danach, frei, mutig und mit Gott.
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