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Pastor Neikes: Impuls zum 1. Fastensonntag - 21.02.2021

Aus dem Markusevangelium (1, 12-15)

 

In jener Zeit

12 trieb der Geist Jesus in die Wüste.

13 Jesus blieb vierzig Tage in der Wüste und wurde vom Satan in Versuchung geführt.

Er lebte bei den wilden Tieren und die Engel dienten ihm.

14 Nachdem Johannes ausgeliefert worden war, ging Jesus nach Galiläa;

er verkündete das Evangelium Gottes 15 und sprach:

Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe.

Kehrt um und glaubt an das Evangelium!

 

 



„Warum gibt es überhaupt Menschen auf der Welt, wenn sie doch so viel Leid erzeugen?“

 

Auf dem Hintergrund der Erfahrungen von Gewalt, Kriegen, Krankheiten, Klimakatastrophe und, und, und … fragen wir immer nach Gott. „Warum lässt Gott das zu?“ Es gib eine Bewegung, die hat eine andere Frage. Wäre es für die Erde nicht besser, wenn es keine Menschen gäbe? Sie hat eine andere Perspektive und nimmt den Menschen in den Blick. „Warum gibt es überhaupt Menschen, wenn sie die Fähigkeit haben, die Erde zu zerstören?“ Der Antinatalismus (1), so nennt sich diese Bewegung, ist überzeugt, dass es für unseren Planeten besser wäre, wenn keine Kinder mehr geboren würden und die Erdbevölkerung langsam ausstürbe. Die Menschheit tut dem Globus nicht gut. Welt und Mensch passen nicht zusammen.

 

Die Bibel erzählt: So war es nicht immer. Am Anfang lebten die Menschen im Garten Eden in Harmonie mit der Natur, untereinander und mit Gott. Doch dann kam es zur Entfremdung. Zunächst mit Gott, dann mit dem Garten und am Ende auch untereinander. Die ersten Menschen mussten das Paradies verlassen. Der Boden trug nur noch Dornen und Disteln. Im Schweiße seines Angesichtes musste Adam ihm den Ertrag abtrotzen. Kain erschlug seinen Bruder Abel (Gen 1-4) und so weiter. Aus dem einen Brudermord wurden unzählige. Vom Kampf mit dem Menschen scheint die Erde müde und ausgelaugt zu sein.

 

Wäre es nicht besser, … … …?

 

Gott sagt: „Nein! ich will, dass du lebst!“

 

Im ersten Schöpfungsbericht lesen wir: „Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut.“ (Gen 1, 31). Gott ist mit seinem Werk ganz zufrieden, warum sollte er es verwerfen?

 

So wahr ich lebe, Spruch Gottes des HERRN, ich habe kein Gefallen am Tod des Ungerechten, sondern daran, dass er sich abkehrt von seinem Weg und am Leben bleibt.“ (Ez 33,11)

 

Die Menschen sind ein Teil der guten Schöpfung Gottes. Mensch und Gott gehören zusammen. Immer wieder wird in der Hl. Schrift erzählt, wie Gott den Menschen nachgegangen ist, um sie zurückzugewinnen.

 

Die kurze Notiz aus dem heutigen Evangelium am Anfang des Weges Jesu, ist voll von Erinnerungen an diese Taten.

 

Jesus blieb vierzig Tage in der Wüste und wurde vom Satan in Versuchung geführt.“ (Mk 1,13) Die Zahl Vierzig begegnet uns immer wieder in der Bibel. Mose bleibt 40 Tage auf dem Berg Sinai (Ex 34,28), wo er die zehn Gebote empfing. Elija wandert 40 Tage zum Gottesberg Horeb (1 Kön 19,8) und Gott begleitet sein Volk 40 Jahre lang durch die Wüste in das gelobte Land. Immer wieder gerät es in Versuchung. Sie tanzen um das Goldene Kalb, hungrig und durstig sehnen sie sich zurück nach den Fleischtöpfen Ägyptens. Wüste und die Zahl 40 sind tief verwurzelte Erinnerungen an die Nähe Gottes zu den Menschen.

 

Er lebte bei den wilden Tieren und die Engel dienten ihm.“ (Mk 1,13). Wilde Tiere machen uns Angst, weil wir ein gebrochenes Verhältnis zu ihnen haben. Jesus aber lebt wie schon Adam und Eva im Garten Eden mit ihnen in Harmonie. Er braucht die Tiere nicht zu fürchten und die Tiere nicht den Menschen. Die Engel sind die guten Geister, die mit Jesus sind. Sie sind Boten des Himmels. Sie künden Geburten an (Gen 18,16), sind Weggefährten (Tob 5,4), sowie Schutz und Segen (Ps 91,1). Himmel und Erde gehören zusammen und mit allem ist der gute Geist Gottes, der Jesus in diese Erfahrung geführt hat.

 

Markus malt ein paradiesisches Bild: Ein Bild des Friedens, so wie es der Prophet Jesaja mit Blick auf das kommende Friedensreich entworfen hat: „Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie.“(Jes 11,6)

 

Das Paradies ist nicht ein für alle Mal verloren. Das ist die Erfahrung, die Jesus in der Wüste gemacht hat. Mit dieser Erfahrung geht er zu den Menschen. „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15). Eine bessere Welt ist möglich auch mit uns Menschen, und du kannst daran mitgestalten.

 

Das Wort Jesu trifft uns am Beginn der Fastenzeit.

 

In diesen Wochen laden die evangelische Kirche in Deutschland und einige katholische Diözesen zu einem interessanten Projekt ein. Es heißt „Klimafasten“. Es geht um ein gutes Leben im Einklang mit der Schöpfung.

 

„Neben dem Bangen um die Gesundheit der uns nahestehenden Menschen, neben der Sorge um die wirtschaftliche Entwicklung und neben vielen Einschränkungen, enthält die Krise auch Chancen zum Perspektivwechsel und zur Umkehr: Wollen wir so weitermachen wie vor der Pandemie? Geht es nicht auch mit weniger Konsum, weniger Ressourcenverbrauch, weniger Abfall, weniger oder anderer Mobilität? Brauchen wir nicht stattdessen mehr Fähigkeit zur Begrenzung, Entschleunigung, Solidarität und Achtsamkeit?“ (www.klimafasten.de)

 

Was brauche ich für ein gutes Leben im Einklang mit der Schöpfung? Es werden Woche für Woche Themen vorgestellt und Anregungen gegeben, mit den Ressourcen unseres Planeten achtsam umzugehen, damit die Welt ein Lebensraum bleibt nicht nur für uns Menschen, sondern für alles was atmet und lebt. Da geht es um Wasser und Energie, um die Tiere und den Umgang mit der Zeit. Eine bessere Welt ist möglich auch mit uns Menschen, und du kannst daran mitgestalten.

 

Die Geschichte Jesu beginnt im Markusevangelium mit der Erinnerung an den Garten Eden und der Frohen Botschaft, dass er nicht ein für alle Mal verloren ist. Er blüht dort auf, wo Menschen sich vom Geist leiten und führen lassen.

 

Jesus setzt auf die Menschen.

 

Jesus setzt auf Dich und mich:

 

Kehrt um! Carpe Diem (2)! Ergreife die Möglichkeit zu einer besseren Welt, die mit Dir beginnt!

 

Heute - hier und jetzt.

 


Fußnoten

(1) Antinatalismus ist eine Philosophie, die sich aus ethischen Gründen dafür ausspricht, keine neuen Menschen hervorzubringen. Der Begriff leitet sich vom lateinischen natalis, „zur Geburt gehörig“, ab. (Wikipedia)

 

(2) Allgemeiner Sprachgebrauch: Nutze den Tag! Ergreife den Tag!


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