Nächtliche Gebetswache am 26. Juni 2019 in St. Suitbert Essen-Überruhr
Die weltweit engagierte christlich-ökumenische Menschenrechtsvereinigung „Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter und der Todesstrafe“ (ACAT) hatte in diesem Jahr zum 14. Mal Christinnen und Christen anlässlich des „Internationalen Tags zur Unterstützung der Folteropfer“, dem 26. Juni, zur Teilnahme an einer Nächtlichen Gebetswache aufgerufen. Von 20:00 Uhr abends bis 8:00 Uhr morgens jeweiliger Ortszeit verharren dabei Christen aller Konfessionen rund um den Globus eine Viertelstunde oder länger im Gebet. Als Teil dieses internationalen Netzwerks hielten die ACAT-Gruppen Hattingen-Niederwenigern und Essen-Ruhrhalbinsel an diesem Abend gemeinsam eine Gebetswache in der katholischen Kirche St. Suitbert in Essen-Überruhr.
Das Thema der diesjährigen Gebetswache lautete: „…sondern erlöse uns von dem Bösen“, eine Bitte, die uns als Christen sicherlich geläufig ist, stammt sie doch aus einem unserer bekanntesten Gebete, dem Vaterunser.
Die 9. Bitte aus dem Vaterunser ist von einer ungeheuren Dimension. Erlöse uns von dem Bösen! Das ist der Aufschrei der Sehnsucht unseres Herzens. Überall, wo Menschen sind, treffen wir auf das Böse. Wir machen einander das Leben zur Hölle. Das „Erlöse uns von dem Bösen“ ist der schreiende Ruf – besonders der Menschen, deren die ACAT in ihren Gottesdiensten und auch bei der Nächtlichen Gebetswache gedenkt – nach Rettung und Befreiung, nach Licht in der Dunkelheit.
Die Nächtliche Gebetswache begann um 20:00 Uhr in einem 1. Teil mit modernen Liedern und Gebeten zum Thema und einer Lesung (3. Mose 19, 11-18), die eine umfangreiche Aufzählung von „bösen“ Taten enthält und in der Aufforderung „…Du sollst Deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ gipfelt. Dazu wurde in einer kurzen Ansprache das Böse als Ungehorsam gegen Gottes Seinsordnung und seinen Willen an Beispielen aus biblischen und heutigen Zeiten dargestellt. Auch heute zeige sich das Böse in beispiellosem Sadismus sowie in der großen Gleichgültigkeit dem Menschen, ja der Menschlichkeit selbst gegenüber.
In den Fürbitten wurden anhand von auf einer Leinwand projizierten Fotos 5 Schicksale aus Ruanda, der Schweiz, Ägypten, den USA und China dargestellt, jeweils eine Kerze angezündet und für die Menschen gebetet.
Nach einem meditativen Orgelspiel wurde in einem 2. Teil darüber nachgedacht wie das Neue Testament zum Bösen steht, welche Antwort Gott uns mit Jesus, seinem Leben und Sterben, auf unser Flehen um Erlösung gegeben hat: Jesus hat dem Bösen Liebe entgegengesetzt, wie es die vorgetragene Lesung aus Johannes 13, 34 + 35 („Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben….“) eindeutig belegt. In einer kurzen Ansprache wird dieses neue Konzept vorgestellt: Auge um Auge, Zahn um Zahn gilt nicht mehr. Die obige Textstelle macht dies deutlich. Sie setzt ein, nachdem Jesus von Judas Ischariot verraten worden war. Doch Jesus sinnt nicht auf Rache, Vergeltung, sondern auf Liebe, Vergebung, Versöhnung.
Wir bitten Gott um Erlösung von dem Bösen, aber auch wir selbst sind gefordert, das Böse aktiv zu überwinden, ihm etwas Positives entgegenzusetzen. Dies spiegelt wider, wie die ACAT arbeitet, auf welchen Säulen ihr Handeln basiert. Zum einen das Gebet, die Bitte um Erlösung von dem Bösen, um Errettung vor Folter, Misshandlung und Todesstrafe. Zum anderen das offensive Angehen gegen das Böse mittels Briefaktionen, Interventionen und Gottesdiensten.
In den folgenden 5 Fürbitten wurde Betroffener in Saudi-Arabien, Kamerun, Vietnam, Burundi und Mexiko im Gebet gedacht. Nach einem gesungenen Vaterunser und dem Schlusssegen wurden in einer gemeinsamen Aktion Unterstützerbriefe für den gefolterten Journalisten Huang Qi aus China unterschrieben.
Die ACAT-Gruppen danken Herrn Schüngel für die musikalische Begleitung.
Dr. Gerd Morgenschweis